Was es heisst, sein Kind an einer Freien Schule zu haben
Die wenigsten von uns waren selbst als Kind an einer Freien Schule. Damit haben wir keine Ahnung, wie es für unser Kind ist und was es braucht, um frei und selbstbestimmt zu lernen.
All unsere Handlungsstrategien taugen nichts, denn sie sind auf Belohnung/Bestrafung und darauf, dass wir Erwachsene dem Kind sagen, wie es geht, ausgerichtet. Doch das funktioniert so nicht, wie die Hirnforschung zeigt.
Wir müssen selbst lernen, freier zu sein, frei von den Begrenzungen unserer Vergangenheit, frei von unseren Begriffen von Schule und Erziehung.
Erst einmal müssen wir uns ansehen, was eigentlich eine Freie Schule ist. Genau genommen handelt es sich um eine Privatschule in freier Trägerschaft. Privatschule darf man in Deutschland eröffnen, wenn diese ein besonderes pädagogisches Konzept hat, wie zum Beispiel Schulen nach Rudolf Steiner oder Montessori-Schulen. Auch die Freien-Aktiv-Schulen und Demokratische-Schulen zählen dazu. Der Grad der eigentlichen Freiheit in einer dieser Schulen hängt vom Konzept und dem Träger der Schule ab. So gesehen, ist jede "Freie Schule" anders. Ich gehe hier grundsätzlich davon aus, dass die Ideen der Reformpädagogik zum Konzept gehören und die Beteiligten an der Schule, auf Augenhöhe miteinander umgehen, also Eltern, Lehrer/Lernbegleiter, Schüler und dass die persönliche Beziehung untereinander zur Basis gehört.
Es gibt eine Reihe von Rahmenbedingungen, wenn du dein Kind an einer solchen Schule hast, wie Schulgeld, Elternbeteiligung, keine Hausaufgaben oder Noten. Oft sind Freie Schulen kleiner, unterstützen die Schüler individueller und geben deren Interessen mehr Raum. Das alles unterscheidet sich von Bundesland zu Bundesland und von Schule zu Schule, deswegen möchte ich hier nicht näher darauf eingehen. Wenn du dazu Fragen hast, würde ich mich über eine Nachricht freuen.
Der Umgang der Menschen miteinander ist ein anderer oder sollte es zumindest sein. Die Lernbegleiter, wie die Lehrer an Freien Schulen genannt werden, sind den Lernenden zugewandt und agieren mit ihnen auf Augenhöhe. Die Schüler übernehmen in einem passenden Maße die Verantwortung für ihr eigenes Lernen. Lernbegleiter stellen eine Umgebung zur Verfügung, die die Interessen der Kinder fördert und ihrem eigenen Forscherdrang Raum gibt. So wie auch Gerald Hüther sagt, haben sie ein unstillbares Verlangen nach Wissen und Erfahrung. Wobei Wissen optimalerweise durch Erfahrung vermittelt wird.
Das stellt die Kinder, die Schüler an einer Freien Schule sind, vor einige Herausforderungen. Gerade Kinder, die es von Zuhause gewohnt sind, dass ihnen alles gesagt und vorgeschrieben wird, Probleme damit haben, selbstständig Entscheidungen in ihrem Alltag zu treffen. So habe ich schon Eltern erlebt, denen ihre Kinder zu selbstständig geworden sind. Diese Kinder kann man Zuhause nicht mehr einfach herumkommandieren. Sie wollen dann nicht nur in der Schule ihre eigenen Entscheidungen treffen, sondern auch zu Hause.
Die Erziehung auf Augenhöhe wird zu einem großen Thema werden. Wenn du das nicht ohnehin schon machst, solltest du dich damit beschäftigen. Während der Jahre an so einer Schule werden eine Menge alter Verletzungen in dir getriggert. Es ist wichtig, dass du dir die Zeit nimmst, diese anzuschauen und zu heilen!
Was dich noch erwartet, sind glückliche Kinder, die dich immer wieder überraschen, mit ihren Entdeckungen und unverhofften Entwicklungen. Starke Kinder, die wissen, was sie können, die wissen, wo ihre Grenzen sind und die achtsam durch die Welt gehen.